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19.11.2021: Schuljubiläum 150 Jahre Höhere Handelsschule

     

Den Festakt im Bürgerzentrum West eröffneten die Schulleiter*innen Uwe Peleikis (KS1), Klaus Behringer (WG-West) und Birgit Jaeger-Gollwitzer (Cotta-Schule). Es folgten die Grußworte einiger Gäste, begleitet von musikalischen Einlagen und einem Vortrag zur Schul- und Unterrichtsentwicklung.

     
Zu Beginn wies die Stuttgarter  Bürgermeisterin Isabel Fezer (Referat Jugend und Bildung) darauf hin, wie diese drei Schulen durch ihre Verbundenheit, Vernetztheit und Qualität zu wichtigen Bildungsbereichen zusammengewachsen sind. Obwohl sie unterschiedliche Schwerpunkte hätten, eine sie der Anspruch, Schüler*innen einen guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen und ihnen Werte als Schlüsselqualifikation zu vermitteln. Ihr Dank galt allen Pädagog*innen, die an diesem Prozess beteiligt seien.

     
Muhterem Aras, die Präsidentin des Landtages Baden-Württemberg, wies im Anschluss darauf hin, dass sie sehr gerne der Einladung gefolgt sei, hatte sie doch selbst in den 80er Jahren am beruflichen Gymnasium Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule ihr Abitur abgelegt. Wie in einem Brennglas habe sie dort Lehren fürs Leben gezogen – unvergesslich ihr Mathelehrer -, denn an der Cotta-Schule sei der kaufmännische Geist nicht nur gelehrt, sondern gelebt worden. Sie sprach vom „Maschinenraum des Bildungswesens“, wo abseits einer großen Öffentlichkeit gearbeitet werde, und wünschte sich eine größere Anerkennung beruflicher Schulen, deren Bedeutung sich kaum ermessen lasse, in der Öffentlichkeit: „Diese Schule steht wie ein Baum, jeder Jahrgang hat ihn größer gemacht. Dank an alle, die an diesen Schulen wirken und die Schülerinnen und Schüler offener und stärker machen.“


Es folgte eine musikalische Pause, in der das WG West Trio (Sabina Bunea, Wladimir Fridman, Erika Schulmeister) den 1. Satz des Bach-Konzerts (BWV 1060) spielte.

     
Dann richtete Volker Schebesta, Staatssekretär am Kultusministerium, einige Grußworte an die Anwesenden. Vor 150 Jahren seien durch die Höhere Handelsschule nicht nur persönliche Grundlagen für Schüler*innen gelegt worden, sondern auch ein wirtschaftlicher Beitrag für Region, für das Entstehen und Gedeihen von Unternehmen, die einen großen Bedarf an höher qualifizierten kaufmännischen Kräften hatten. Heute stehe man vor vielen neuen Herausforderungen – nicht zuletzt im Bereich Digitalisierung, was die Pandemie deutlich gezeigt habe. Es sei Lehrer*innen zu verdanken, dass Schüler*innen  auf neue Anforderungen vorbereitet und durch Konzepte wie „Rückenwind“ weitere fachlich-soziale Unterstützung erhielten. Er dankte dafür und wünschte für den in Zukunft immer schneller zu bewältigenden Wandel an kaufmännischer Schulen alles Gute.     
Als Vertreter der Wirtschaft stellte dann Andrea Marongiu, der Geschäftsführer des Verbandes der Spedition und Logistik BW e. V., den Zusammenhang zwischen kaufmännischer Schule und Wirtschaft her. Zuerst gratulierte er zum Jubiläum und verwies auf wichtige Ereignisse im Gründungsjahr – immerhin fand die Reichsgründung statt und König Wilhelm von Preußen wurde als Wilhelm I. zum Kaiser ausgerufen. Dann sagte er, „Logistik juckt niemandem, solange sie funktioniert.“ Doch auch hier stehe man heute vor vielen Herausforderungen, die die Schule nicht immer lösen könne. Beispiel Weihnachten: 80% der Schiffe seien unpünktlich, 10 % LKW-Fahrer fehlten, Paketzusteller müssten Millionen Pakete bewältigen. Schulen müssten also einen Blick über Tellerrand (bis nach China) werfen, die Ausbildung sei kein Selbstläufer. Er wünschte den kaufmännischen Schulen gutes Gelingen und den Anwesenden schöne „Museumstage“ – also angenehme Erinnerungen an diesen Tag, wenn sie in 40 Jahren durchs eigene Museum schlendern würden.

  
Es folgte Rossinis Ouvertüre zum „Barbier von Sevilla“ als Piano-Solo von Erika Schulmeister.

     
Dann hielt Prof. Dr. Harald Görlich einen Vortrag: „Wenn’s denn gut werden soll…“ – Neuropsychologie, Emotions- und Stressforschung im Kontext von Schul- und Unterrichtsentwicklung. Der Lehrerberuf sei ein herausfordernder Beruf. Oft löse man die Dinge mit Althergebrachtem und wundere sich, dass es nicht vorangehe. Denn eine Entwicklung, ein Wandel sei voller Komplexität und man müsse beachten, dass Entwicklungen auch eine emotionale Komponente hätten. Hinzu komme, dass man oft zunächst nur die möglichen Verluste sehe, da die Gewinne erst in Zukunft lägen. Er zeigte, mit welchen Problemen man zu kämpfen hätte und wie man ihnen am besten begegnen könne, um Schüler zu motivieren und voranzubringen.

  
Es folgte die „Grenade“ von Bruno Mars, gesungen vom Schüler*innen und auf dem Klavier begleitet von Erika Schulmeister.

     
Das Schlusswort sprach Wilhelm Hartmann, der Vorsitzende des Vereins für die Höhere Handelsschule. Es gebe noch viel zu tun bei der Talentsichtung im Bildungsbereich, wir müssten aktiver werden, aber die Vision der Gründungsmitglieder habe immer noch Bestand.
„Wo der Kaufmann seine Aktivität entfaltet, da weichen Barbarei und Rohheit und der Mensch wird seiner Veredelung näher gebracht.“ (Schulleiter Wilhelm Röhrich in seiner Rede zur Eröffnung der Höheren Handelsschule am 18.10.1871)